IRF Konfiguration

In unserem ersten Beitrag zum Thema IRF auf Comware Switches haben wir uns mit der Motivation der IRF-Technik, dem Einsatz von IRF im Netzwerk-Design sowie den Grundbegriffen beschäftigt. Dieser Beitrag zeigt nun die IRF Konfiguration am Beispiel der häufig genutzten 5900AF Switches. Es ist zu beachten, dass es für andere Plattformen der Comware Switches eigene, abweichende Konfigurationsprozeduren gibt, auf die wir hier nicht dediziert eingehen können. So müssen beispielsweise die 7900 Switches vor der IRF Konfiguration zunächst mit dem Kommando „chassis convert mode irf“ in den Clustermodus gebracht und neu gestartet werden. Die hier dargestellte IRF Konfiguration erhebt daher keinen Anspruch auf Korrektheit und Vollständigkeit für alle Plattformen der Comware Familie und ist lediglich als Anwendungsbeispiel zu verstehen. Aufgebaut werden soll eine Fabric bestehend aus zwei Switches mit den in der folgenen Abbildung zu erkennenden Parametern und Rollen. Als physikalische IRF Ports sind Te1/0/49 und Te1/0/50 vorgesehen. Wir gehen davon aus, dass die Verkabelung im Vorfeld hergestellt wurde und kontrollieren die Verbindung über „shut“/“undo shut“ Kommandos.

Wie im letzten Artikel erwähnt sollten im Rahmen der Planung die Regeln für die IRF Ports der gewählten Switches unbedingt geprüft werden. Der 5900AF im Beispiel verfügt über 2 x QSFP+ (40G) sowie 4 x SFP+ (10G) Uplink Ports, die sich grundsätzlich als physikalische IRF Ports eignen. Ein Blick in die Dokumentation verrät nun eine Besonderheit bzgl. der IRF Ports auf der hier genutzten Plattform 5900AF.

SFP+ Links als physikalische IRF Ports auf 5900AF

Die SFP+-Ports eines 5900AF-48G-4SFP+-2QSFP+ Switches verwenden eine gemeinsame Logik, was in der Konsequenz bedeutet, dass sie nur gemeinsam als IRF-Ports genutzt werden können. D.h. verwendet man einen dieser Ports als physikalischen Port in einem IRF-Port, werden auch die anderen Ports in den „IRF Modus“ gebracht und können nicht mehr als reguläre Uplink Ports genutzt werden.Die Ports können auf die beiden logischen IRF Ports des Switches verteilt werden, müssen also nicht gemeinsam im selben IRF Port liegen. Aber sie sind nur noch als physikalische IRF Ports nutzbar. Dies ist unbedingt vor dem Einsatz der Switches zu beachten, da es die Optionen für die Anbindung der Switches im Netzwerk einschränkt. Es ist eine plattformabhängige Limitation, die sich auf anderen Switches nicht oder anders darstellen mag, gleichwohl ist sie ein Beispiel an dem man sehr schön sieht, dass bei einer IRF-Planung auch immer switchspezifische Regeln vorab geprüft werden müssen. Diese finden sich meist als „IRF physical port restrictions“ im „IRF Configuration Guide“ der Plattform.

IRF Konfiguration – Master

Beginnen wir mit der Konfiguration auf dem für die Master Rolle vorgesehenen Switch. Dieser Switch kann bereits eine Konfiguration besitzen, die während der Übernahme in den Cluster erhalten bleibt. Eine etwaige Konfiguration, die der Subordinate Switch im Vorfeld hatte, wird hingegen bei Übernahme in die Fabric deaktiviert, da die Config des Masters für alle Member Switches gemeinsam gilt. Zunächst wird die Member Priorität des Masters gesetzt, wir nutzen hier den höchsten Wert 32 (Default = 1):

[MASTER]irf member 1 priority 32

Anschließend fahren wir die physikalischen IRF Ports des Masters herunter. Wir nutzen die SFP+ Ports 49 und 50:

[MASTER]interface Ten-GigabitEthernet 1/0/49
[MASTER-Ten-GigabitEthernet1/0/49]shutdown
[MASTER-Ten-GigabitEthernet1/0/49]interface Ten-GigabitEthernet 1/0/50
[MASTER-Ten-GigabitEthernet1/0/50]shutdown

Das administrative Herunterfahren der physikalischen Ports muss übrigens auch dann erfolgen, wenn der Link Status „Down“ ist. Nur so lassen sich die physikalischen Ports dann dem logischen IRF-Port zuordnen:

[MASTER]irf-port 1/1
[MASTER-irf-port1/1]port group interface Ten-GigabitEthernet 1/0/49
Info: You are recommended to save the configuration after completing your IRF configuration; otherwise, it may be lost after system reboot.
[MASTER-irf-port1/1]port group interface Ten-GigabitEthernet 1/0/50

Subordinate Switch

Auf dem Master sind wir vorläufig fertig. Nun wechseln wir auf den Subordinate. Hier ist zunächst ein „Renumbering“ der Interfaces notwendig, damit dieser Switch die Member ID 2 bekommt. Dieser Vorgang erfordert im Anschluss einen Reboot.

[SUB]irf member 1 renumber 2
Warning: Renumbering the switch number may result in configuration change or loss. Continue?[Y/N]Y
[SUB]quit
<SUB>reboot
 Start to check configuration with next startup configuration file, please wait.........DONE!
 This command will reboot the device. Current configuration will be lost, save current configuration? [Y/N]: 

Nach dem Reboot zeigt eine Überprüfung, dass sich die Interface IDs geändert haben und nun mit der neuen Member ID „2“ beginnen. Nunmehr können wir auch die physikalischen IRF-Ports des Subordinate Switches herunterfahren:

[SUB]interface Ten-GigabitEthernet 2/0/49
[SUB-Ten-GigabitEthernet2/0/49]shutdown
[SUB-Ten-GigabitEthernet2/0/49]interface Ten-GigabitEthernet 2/0/50
[SUB-Ten-GigabitEthernet2/0/50]shutdow

Anschließend werden die Ports in den logischen IRF-Port des Subs gelegt und nachfolgend aktiviert. Dieser IRF-Port muss die ID „2/2“ bekommen (siehe „1-an-2-Regel“ im letzten Artikel).

[SUB]irf-port 2/2
[SUB-irf-port2/2]port group interface Ten-GigabitEthernet 2/0/49
[SUB-irf-port2/2]port group interface Ten-GigabitEthernet 2/0/50
[SUB-irf-port2/2]quit
[SUB]interface Ten-GigabitEthernet 2/0/49
[SUB-Ten-GigabitEthernet2/0/49]undo shutdown
[SUB-Ten-GigabitEthernet2/0/49]interface Ten-GigabitEthernet 2/0/50
[SUB-Ten-GigabitEthernet2/0/50]undo shutdown
Fertigstellen des IRF

Nun muss die IRF-Konfiguration auf beiden Seiten aktiviert und abgespeichert werden. Wichtig ist an dieser Stelle, mit dem Sub zu beginnen. Zu diesem Zeitpunkt müssen die physikalischen IRF Ports auf dem Master unbedingt noch deaktiviert sein. Fährt man sie zu früh hoch, geht der Sub in einen Reboot bevor man Gelegenheit hatte, die Config zu speichern. Dadurch geht die Config verloren und das IRF kommt nicht zustande. Ein häufiger Anfängerfehler beim Aufbau eines IRF Clusters.

[SUB]irf-port-configuration active
[SUB]save force

Nach dem Speichern auf dem Sub darf man dann auch die Ports auf dem Master hochfahren:

[MASTER]interface Ten-GigabitEthernet 1/0/49
[MASTER-Ten-GigabitEthernet2/0/49]undo shutdown
[MASTER-Ten-GigabitEthernet2/0/49]interface Ten-GigabitEthernet 1/0/50
[MASTER-Ten-GigabitEthernet2/0/50]undo shutdown

IRF aktivieren und Config speichern:

[MASTER]irf-port-configuration active
[MASTER]save force
Verifizieren der IRF Fabric

Der Sub wird, sobald die physikalischen IRF-Ports des Masters aktiv werden, in einen Reboot gehen. Sobald der Sub wieder aktiv wird, ist das IRF aufgebaut. Auf der Master Console erscheint „Merge occurs“:

%Apr 26 12:23:42:972 2000 IRF A IFNET/3/LINK_UPDOWN: Ten-GigabitEthernet1/0/25 link status is UP.
%Apr 26 12:23:43:557 2000 IRF A STM/6/STM_LINK_STATUS_UP: IRF port 1 is up.
%Apr 26 12:23:43:658 2000 IRF A STM/4/STM_LINK_RECOVERY: Merge occurs.

Zur Verifizierung dient das Kommando „display irf“:

<MASTER>display irf
Switch  Role   Priority  CPU-Mac         Description
  *1   Master  32        4431-9229-1e0e  -----
  +2   Slave   1         cc3e-5f99-91df  -----
--------------------------------------------------
 * indicates the device is the master.
 + indicates the device through which the user logs in.
 The Bridge MAC of the IRF is: 4431-9229-1e0d
 Auto upgrade                : yes
 Mac persistent              : 6 min
 Domain ID                   : 0

Hier sind die Member Switches erkennbar. Das „+“ zeigt den Switch an, über dessen Konsole der Benutzer angemeldet ist, der das Kommando absetzt. Das „*“ zeigt den Master an. Die Konfiguration der Fabric ist damit abgeschlossen, die Switches können nun verwendet werden wie ein großes, logisches Gerät. Insbesondere kann man chassisübergreifende Aggregate bauen, was eine der Hauptanwendungen des IRF darstellt.

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